Hoffnungsträger-Medikament

Novartis lässt sich US-Biotechfirma einiges kosten

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis war mit seinem Angebot für The Medicines Company erfolgreich. Obwohl das US-Biotechunternehmen nur 65 Mitarbeiter zählt und erst ein – noch nicht zugelassenes – Medikament in der Pipeline hat, lassen sich die Basler die Übernahme fast 10 Mrd. US-Dollar kosten.

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Das US-Unternehmen wird in Zukunft aus Basel bestimmt.

Wie Novartis mitteilte, hat der Konzern zur Frist des Übernahmeangebots den Zuschlag für 75 % der Aktien erhalten. Zudem gebe es verbindliche Zusagen für weitere knapp 17 % der Anteile. Bei einem Angebot von 85 US-Dollar pro Aktie zahlt der Schweizer Konzern insgesamt 9,7 Mrd. US-Dollar für die Übernahme. The Medicines Company wird damit zu einer indirekten Tochtergesellschaft von Novartis, der Handel mit der Aktie wurde bereits ausgesetzt.

Ein Produkt mit Wachstumschancen

Der hohe Kaufpreis überrascht auf den ersten Blick. Das US-Biotechunternehmen bietet im Moment lediglich ein Produkt, das außerdem noch gar nicht zum Verkauf zugelassen ist: den Cholesterinsenker Inclisiran. Novartis erhofft sich von dem Medikament jedoch mittel- bis langfristig große Wachstumschancen, da es deutliche Vorteile für Patienten biete: Im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten, die alle zwei Wochen gespritzt werden, muss Inclisiran nur zweimal im Jahr verabreicht werden. Mit dem neuen Medikament will Novartis somit auch eine Lücke in seiner Pipeline für Herz-Kreislauftherapien schließen. (jg)

Die Pharma-Übernahmen 2019

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Sanofi erweitert mit der Übernahme des US-Biotechunternehmens Synthorx sein Angebot von Immuntherapien gegen Krebs und zahlt dafür 2,5 Mrd. US-Dollar.
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Der US-Konzern Merck&Co senkt seine Abhängigkeit vom Blockbuster Keytruda mit der Übernahme von Arqule für 2,7 Mrd. US-Dollar. Der Krebsspezialist bringt unter anderem einen Wirkstoff gegen B-Zell-Lymphome in die Pipeline.
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Bei Roche und Spark Therapeutics dauerte es, bis die Funken flogen: Ende Februar 2019 hatte der Pharmakonzern die Übernahme des Gentechnik-Spezialisten für 4,3 Mrd. US-Dollar angekündigt. Bis Mitte Dezember hatte Roche schon zehnmal sein Angebot verlängern müssen, bevor der Deal dann nach Zustimmung der US-Kartellbehörde FTC endlich klappte.
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Auch Novartis hat Interesse an Wachstum im Bereich Biotechnologie und kauft dazu das US-Unternehmen The Medicines Company für 9,7 Mrd. US-Dollar. Dessen Cholesterin-Senker Inclisiran soll zum Blockbuster werden.
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Pfizer nimmt für den Ausbau seines Geschäfts mit Biopharmazeutika 11,4 Mrd. US-Dollar in die Hand. Der übernommene Krebsmedikamentenhersteller Array Biopharma soll langfristig Wachstum bringen.
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Abbvie holt ganz weit aus: Um der Gefahr durch ablaufende Blockbuster-Patente zu entgehen will der Pharma-Riese einen weiteren Riesen schlucken. Für die Übernahme von Allergan sollen 63 Mrd. US-Dollar fließen.
Medikamente
Und es geht noch größer: Mit der Übernahme von Celgene durch Bristol-Myers-Squibb bahnt sich die bislang größte Übernahme in der Pharmaindustrie an. Wert: 89 Mrd. US-Dollar.
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In diesen Dimensionen schaut die US Handelsaufsicht genau hin: Die Übernahme von Celgene durch BMS ist erst möglich, nachdem Celgene sich für 13,4 Mrd. US Dollar von seinem Schuppenflechte-Medikament Otezla trennt. Käufer ist Konkurrent Amgen.