2. Praxistagung Containment lockte Experten nach München

Raus aus dem Schutzanzug, rein ins Containment

11 Referenten, 14 Aussteller und fast 80 Teilnehmer – die am 16. Oktober zu Ende gegangene Praxistagung Containment war auch in diesem Jahr ein voller Erfolg.

1 Die Einführung in das Thema übernahm der Containment-Papst Richard Denk
Die Einführung in das Thema übernahm der Containment-Papst Richard Denk von der ISPE. Denk zeigte eindrücklich, dass sich der Trend zu Containment-Lösungen durch steigende regulatorische Anforderungen verstärken wird.

Vor allem der interaktive Austausch zwischen Teilnehmern aus Chemie, Pharmazie, Anlagenbau und von Lösungsanbietern wurde hoch geschätzt.

Gleich zu Beginn zeigte „Containment-Papst“ Richard Denk eindrücklich, dass sich der Trend zu Containment-Lösungen durch neue Substanzen und regulatorische Anforderungen verstärken wird. Zu den neuen Substanzklassen gehören beispielsweise Antibody Drug Conjungates, sogenannte ADCs – das sind hochpotente biopharmazeutische Wirkstoffe die zur gezielten Krebsbekämpfung eingesetzt werden. Aber auch in der Chemie müssen mit dem Trend zur Spezialchemie immer gefährlichere Substanzen gehandhabt werden.

Der Schutzanzug muss weg

Während der GMP-Inspektor Dr. Helmut Keck die Anforderungen an die Herstellung aus Sicht des Produktschutzes beleuchtete und zahlreiche Beispiele für GMP-Verstöße sowie Lösungen zeigte, betonte Dr. Urs Schlüter von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit die Bedeutung von Containment-Lösungen unter der REACH-Verordnung. Dabei wurde deutlich, dass die EU-Richtlinie 98/24/EG den technischen Maßnahmen in der Rangfolge der Schutzmaßnahmen deutlich höhere Priorität einräumt und persönliche Schutzausrüstung erst ganz am Schluss der Maßnahmen kommt. Ein Aspekt, der bei den Anwesenden für Aha-Effekte sorgte, da Schutzanzüge oft als günstige Alternative zum teuren Containment gesehen werden. Oft wird dabei auch falsch gerechnet und beispielsweise werden die Personalkosten beim Einsatz von Anzügen nicht berücksichtigt, verdeutlichte auch der Planungsdienstleister Oliver Gottlieb vom dänischen Planungsunternehmen NNE. Auch Dr. Reinhold Maeck vom Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim unterstrich diese Sichtweise und lieferte den Know-how-Hintergrund für die Bewertung von Substanzen und Grenzwerten.

Holger Weigelt vom Lohnersteller Excella zeigte im Praxisteil, wie technische Lösungen für die Produktion unter Containment in der Fabrik des Unternehmens in Feucht bei Nürnberg gelebt wird. Aus Weigelts Erfahrung geht es allerdings nicht nur um Technik sondern müssen auch Ängste der Mitarbeiter beim Umgang mit gefährlichen Stoffen adressiert und berücksichtigt werden. Sein Tipp: Offen ansprechen und nicht verschweigen.

Das Kongresszentrum des Süddeutschen Verlags war wieder Austragungsort der Praxistagung Containment
Das Kongresszentrum des Süddeutschen Verlags war wieder Austragungsort der Praxistagung Containment
Die Einführung in das Thema übernahm der Containment-Papst Richard Denk
Die Einführung in das Thema übernahm der "Containment-Papst" Richard Denk
Denk zeigte eindrücklich, dass sich der Trend zu Containment-Lösungen durch neue Substanzen und steigende regulatorische Anforderungen verstärken wird.
Denk zeigte eindrücklich, dass sich der Trend zu Containment-Lösungen durch neue Substanzen und steigende regulatorische Anforderungen verstärken wird.
Der GMP-Inspektor Dr. Helmut Keck sorgte mit Beispielen aus der Praxis für Aha-Effekte unter den Zuhörern
Der GMP-Inspektor Dr. Helmut Keck sorgte mit Beispielen aus der Praxis für Aha-Effekte unter den Zuhörern
Dr. Urs Schlüter von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit verdeutlichte, dass die REACH-Richtlinie erhöhte Anforderungen an die Produzenten stellt.
Dr. Urs Schlüter von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit verdeutlichte, dass die REACH-Richtlinie erhöhte Anforderungen an die Produzenten stellt.
Vor allem das STOP-Prinzip zwingt die Anlagenbetreiber zu technischen Maßnahmen wie Containment - diese dürfen sich nicht mehr rein auf persönliche Schutzausrüstung verlassen
Vor allem das STOP-Prinzip zwingt die Anlagenbetreiber zu technischen Maßnahmen wie Containment - diese dürfen sich nicht mehr rein auf persönliche Schutzausrüstung verlassen
Dr. Reinhold Maeck, Boehringer Ingelheim, thematisierte die Nachweispflichten unter GMP und REACH
Dr. Reinhold Maeck, Boehringer Ingelheim, thematisierte die Nachweispflichten unter GMP und REACH
Die Praxistagung war von einem intensiven Austausch unter den Vortragenden, Teilnehmer und Aussteller geprägt
Die Praxistagung war von einem intensiven Austausch unter den Vortragenden, Teilnehmern und Ausstellern geprägt
Die Diskussionen zu den Vorträgen zeigten, dass das Regelwerk rund um Containment in Chemie- und Pharmaindustrie interpretationsbedürftig ist
Die Diskussionen zu den Vorträgen zeigten, dass das Regelwerk rund um Containment in Chemie- und Pharmaindustrie interpretationsbedürftig ist
Beim Speed-Networking konnten die knapp 80 Teilnehmer sich an 14 Stationen einen Überblick über praktische Lösungen für Containment verschaffen
Beim Speed-Networking konnten die knapp 80 Teilnehmer sich an 14 Stationen einen Überblick über praktische Lösungen für Containment verschaffen
Auch an der Praxis-Station des Isolator-Spezialisten Skan wurden Containment-Aspekte intensiv diskutiert
An den Praxis-Stationen waren viele Facetten der Produktion in geschlossenen Systemen zu sehen
Michael Becker, Head of Engineering von Pfizer Freiburg, zeigte anhand eines Projektes, wie Containment und Automatisierung dabei helfen, Kosten zu sparen
Im Themenblock "Containment in der Praxis" zeigte Michael Becker, Head of Engineering von Pfizer Freiburg, anhand eines Projektes, wie Containment und Automatisierung dabei helfen, Kosten zu sparen
Jan Hecht zeigte die Technologie, die das Unternehmen im Konti-Projekt bei Pfizer Freiburg installiert hat
Jan Hecht stellte die Technologie vor, die das Unternehmen Hecht im Konti-Projekt bei Pfizer Freiburg installiert hat
Dr. Iris Ziegler von Corden Pharma thematisierte die Bedeutung von Containment-Schnittstellen2
Dr. Iris Ziegler von Corden Pharma thematisierte die Bedeutung von Containment-Schnittstellen
Michael Maintok vom Pharma-Prozesstechnologie-Spezialisten Glatt zeigte, dass nicht nur die Schnittstellen sondern auch die Hintergrundbelastung aus Filtern etc. zu beachten ist
Michael Maintok vom Pharma-Prozesstechnologie-Spezialisten Glatt zeigte, dass nicht nur die Schnittstellen sondern auch die Hintergrundbelastung aus Filtern etc. zu beachten ist
Holger Weigelt vom Lohnhersteller Excella, betonte auch die psychologische Komponente für Mitarbeiter, wenn diese mit gefährlichen Substanzen arbeiten müssen
Holger Weigelt vom Lohnhersteller Excella betonte auch die psychologische Komponente für Mitarbeiter, wenn diese mit gefährlichen Substanzen arbeiten müssen
Oliver Gottlieb vom Planungsunternehmen NNE zeigte, dass persönliche Schutzausrüstung nicht immer eine kostengünstige Alternative zu Containment-Systemen ist
Oliver Gottlieb vom Planungsunternehmen NNE zeigte, dass persönliche Schutzausrüstung nicht immer eine kostengünstige Alternative zu Containment-Systemen ist
Jörg Gierds vom Tablettierungsspezialisten Fette Compacting erläuterte eine neue Methodik zur Messung der Rückhalteleistung von Containmentsystemen in der Tablettierung
Jörg Gierds vom Tablettierungsspezialisten Fette Compacting erläuterte eine neue Methodik zur Messung der Rückhalteleistung von Containmentsystemen in der Tablettierung
Die richtige Methodik bei der Bestimmung der Rückhalteleistung wurde intensiv diskutiert.
Die richtige Methodik bei der Bestimmung der Rückhalteleistung wurde intensiv diskutiert.
Insbesondere ging es um die Frage, welche Bedingungen in der Maschine provoziert werden sollen, um den Rückhaltegrad eines Containments zu bestimmen.
Insbesondere ging es um die Frage, welche Bedingungen in der Maschine provoziert werden sollen, um den Rückhaltegrad eines Containments zu bestimmen.
In der Abschlussdiskussion wurden die wichtigsten Aspekte der Tagung noch einmal von den Referenten resümiert
In der Abschlussdiskussion wurden die wichtigsten Aspekte der Tagung noch einmal von den Referenten resümiert
Die Praxistagung Containment wird von der Redaktion der Pharma+Food und dem Trainingsunternehmen PTS gemeinsam durchgeführt
Die Praxistagung Containment wird von der Redaktion der Pharma+Food und dem Trainingsunternehmen PTS gemeinsam durchgeführt
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Die nächste Praxistagung Containment wird am 10. Oktober 2019 stattfinden

Automatisierung und Containment helfen zu sparen

Michael Becker vom Pharmariesen Pfizer stellte anhand eines aktuellen Konti-Projektes bei Pfizer in Freiburg dar, dass die Automatisierung und die Einführung von Containment-Systemen nicht nur Geld kostet, sondern auch helfen kann, Kosten zu sparen und die Sicherheit zu steigern. Die Produktion in Freiburg wurde von der Handhabung von 15.250 angelieferten Rohstoffverpackungen auf den automatisierten Ablauf mit 620 Big Bags umgestellt. In einem weiteren Praxisbeitrag erläuterte Dr. Iris Ziegler vom Auftragsfertiger Corden Pharma die Bedeutung von Containment-Schnittstellen und erklärte im Co-Referat mit Michael Maintok, Glatt, Beispiele, wie Schnittstellen im Prozess vermieden werden können.

Für besonders intensive Diskussionen sorgte die Frage nach der richtigen Messung und Dokumentation des Erfolgs von Containment-Lösungen. Den Anstoß dazu lieferte Jörg Gierds vom Tablettierungsspezialisten Fette Compacting. Dabei ging es insbesondere um die Frage, welche Betriebszustände im Inneren der Anlage simuliert oder provoziert werden müssen, um die Rückhalteleistung zu bestimmen. Und so blieb als Fazit der Veranstaltung, dass nicht nur das Regelwerk interpretationsbedürftig ist, sondern erst im Dialog zwischen allen Beteiligten – Planern, Betreibern, Behörden und Lösungsanbietern – ein gemeinsames Verständis und neue Lösungen entstehen.

Die nächste Praxistagung Containment wird am 10. Oktober 2019 stattfinden.

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