Covid-19: Anlagenbau in kritischen Zeiten
Rohrleitungsbau für Impfstoff-Produktionsanlage
Der Wettlauf um die Verfügbarkeit von Covid-19-Impfstoffen stellt Hersteller vor die Herausforderung, Impfstoffe schnell produzieren und in großen Mengen bereitstellen zu können. Der Zeitdruck stellt außergewöhnliche Bedingungen an den Rohrleitungsbau.
Um den seit Anfang 2021 zugelassenen Covid-19-Impfstoff mRNA-1273 in ausreichenden Mengen produzieren zu können, hat das US-amerikanische Biotech-Unternehmen Moderna bereits im Mai 2020 eine strategische Kooperation mit dem Schweizer Pharma-Unternehmen Lonza abgeschlossen. Die Produktion des Impfstoffs soll an zwei Standorten in den USA und in der Schweiz erfolgen und zur Deckung des weltweiten Bedarfs insgesamt 1 Milliarde Impfdosen pro Jahr produzieren. Die Produktionskapazitäten am Schweizer Standort in Visp sollen bei 400 Millionen Dosen pro Jahr liegen.
Im Biotechnologie-Park Ibex von Lonza in Visp entsteht im Gebäude MC1 die Produktionsanlage für den Covid-19-Impfstoff mRNA-1273, welcher anschließend weltweit verkauft werden soll. Die Errichtung der Impfstoff-Produktionsanlagen erfolgt im Rahmen des Projekts Peregrine. Die Arbeitsgemeinschaft AZI der beiden Firmen Zauner Anlagentechnik und Inra Group hat sich daran mit dem Rohrleitungsbau beteiligt. Der Auftrag umfasst die Lieferung und Montage der für die Impfstoffanlage notwendigen Rohrleitungen und Halterungen für Schwarz- und Reinstmedien sowie Unterstützung bei der Inbetriebnahme der Produktionsanlagen.
Rohrleitungsbau unter extremem Zeitdruck
Die Vorgaben waren sehr ambitioniert. Während für die Vorfertigung und Installation vergleichbarer Projektumfänge im Mittel neun Monate veranschlagt werden, waren dafür im Projekt Peregrine drei Monate vorgesehen. Die Errichtung der erforderlichen 10,1 Kilometer an Rohrleitungen war von der Arbeitsgemeinschaft in 13 Wochen von September 2020 bis Dezember 2020 zu bewältigen. Entsprechend außergewöhnlich waren die Rahmenbedingungen und erforderlichen Maßnahmen zur Umsetzung dieses „Lightning-Fast-Track-Projekts“. Ein derartig straffer Zeitplan schlägt sich auf die Herstellung aller Gewerke nieder und erfordert ein Höchstmaß an Abstimmung und Organisation sowie partnerschaftlicher Abwicklung der unterschiedlichen Teilbereiche.
Im September 2020 begann die Beschaffung und Bereitstellung von benötigtem Material und Personal und anschließend umgehend der Vorfertigungsstart. Um die erforderlichen Installationsspitzen von über 1.500 Metern Rohr pro Woche zu realisieren, wurden über 200 Mitarbeiter mobilisiert, welche in einem Drei-Schicht-Betrieb von Montag bis Sonntag arbeiteten und Arbeitsfronten rund um die Uhr abdeckten. Nach erfolgter Inbetriebnahme erster Systeme wurden in ersten Produktionsbereichen bereits Maßnahmen für den Produktionsstart implementiert, und die entsprechenden Zonen erlangten Reinraumstatus. Dadurch kam erschwerend hinzu, dass Finalisierungsarbeiten in diesen Bereichen unter der Einhaltung von Reinraumbedingungen durchzuführen waren.
Die Abbildung zeigt den umgesetzten Fortschritt über die Projektlaufzeit. Aus der dichten Aneinanderreihung der Kurven geht hervor, wie die einzelnen Arbeitsschritte von der Vorfertigung bis zur Dokumentationsübergabe parallel und gleichbleibend zeitnah durchgeführt wurden. Besondere Erwähnung verdient die Installationsleistung, wonach Werte von 1.000 Metern bereits als absolute Topwerte in der Branche gelten und bei diesem Projekt in einem Zeitraum von drei Wochen Fortschrittsspitzen von jeweils mehr als 1.500 Metern realisiert werden.