Entscheider-Facts
- Produktpiraterie ist ein zunehmendes Problem für die Hersteller hochwertiger und gesundheitsrelevanter Produkte.
- Das Unternehmen Alpvision bietet hier für verschiedene Anwendungen spezielle Lösungen.
- So gibt es digitale verdeckte Sicherheitsmerkmale für bedruckte Oberflächen oder aber Fälschungsschutz, der direkt über die Oberfläche des Produktes selbst funktioniert.
Faktisch jede Art von Produkt ist von Fälschungen betroffen. Bei Geldscheinen ist das ärgerlich, im Pharmabereich lebensgefährlich. So gab es beispielsweise vor einigen Jahren den Fall eines gefälschten Malaria-Medikaments. Das besonders Perfide: In der Arzneimittelfälschung war ein fieberhemmender Wirkstoff enthalten, was dann zum Irrglauben führte, der Patient würde genesen.
Behörden reagieren auf Fälschungen
Solche Fälle führten dazu, dass Behörden mittlerweile in allen relevanten Pharmamärkten Vorschriften zum Fälschungsschutz eingeführt haben, beispielsweise die EU-Richtlinie 2011/62/EU, die einen Erstöffnungsschutz sowie eine individuelle Seriennummer in Form eines QR-Codes vorschreibt. Und auch in anderen Industrien, beispielsweise Tabak oder Lebensmittel, ist Fälschungsschutz mittlerweile bewährtes Mittel, um Konsumenten aber auch das eigene Markenimage zu schützen.
Ein lukrativer Markt für Lösungsanbieter, weshalb es mittlerweile eine ganze Reihe unterschiedlicher Technologien gibt. Die Frage, die sich Unternehmen hier stellen sollten, lautet: Welche Lösung passt zu meinem Produkt? Denn sonst besteht die Gefahr, dass viel Geld in eine Technologie investiert wird, die am Ende nicht den gewünschten Effekt erzielt.
Nur ein Beispiel: Vor einigen Jahren brachte ein Pharmahersteller zum Schutz seiner Produkte einen Hologramm-Sticker auf seine Verpackungen auf. Eine Fälscherbande reagierte, indem sie auf die Kopien der Packung zwei statt wie beim Original einen Hologramm-Sticker aufbrachte. Das Resultat: Kunden hielten die Fälschung für echt – und das Original für eine Fälschung.
Verdeckte Sicherheitsmerkmale
Das Schweizer Unternehmen Alpvision ist ein Anbieter, der die Frage, wie effektiver Fälschungsschutz funktioniert, recht gut beantworten kann. Denn die Lösungen, die das von Dr. Fred Jordan, CEO, und Dr. Martin Kutter, President, ursprünglich in einer Garage gegründete Unternehmen anbietet, schützen heute jährlich rund 30 Mrd. Produkte. „Offiziell haben wir allerdings keine Kunden“, schmunzelt Kutter. Denn wenn ein Unternehmen – sei es ein Hersteller von Arzneimitteln, Lebensmitteln, Kosmetik oder auch Automotive – auf die verdeckten Sicherheitsmerkmale des Anbieters setzt, dann läuft dies in aller Regel unter „Geschäftsgeheimnis“. Weshalb Referenznennungen an dieser Stelle tabu sind. Keine Geheimnisse sind aber die beiden Lösungen, auf die Hersteller grundsätzlich zurückgreifen können, um sich vor Produktpiraten zu schützen.
Fälschungsschutz für QR-Codes
Bei Alpvision Cryptoglyph handelt es sich um digitale verdeckte Sicherheitsmerkmale, die in bedruckte Oberflächen, beispielsweise Kartons, Etiketten oder Blisterverpackungen, eingebracht sind. Die eingebrachten Kerben sind so klein, dass sie mit bloßem Auge nicht wahrzunehmen sind und damit für Konsumenten oder potenzielle Fälscher unsichtbar. Unter Zuhilfenahme einer Kamera, beispielsweise die eines Smartphones, können die über den in das Druckerzeugnis eingebrachten Code-hinterlegten Informationen abgerufen und die Echtheit verfiziert werden.
Grundsätzlich ist es möglich, Cryptoglyph an jeder bedruckten Stelle einer Verpackung einzubringen. Im Pharmabereich können Unternehmen die Technologie beispielsweise nutzen, um den QR-Code einer Verpackung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, der aufgrund der EU-Fälschungsschutzrichtlinie 2011/62/EU verpflichtend aufzubringen ist, mit zusätzlichen Sicherheitsmerkmalen auszustatten. Dabei bedarf es für den Einsatz der Technologie auch im hochregulierten Pharmabereich keiner gesonderten Erlaubnis seitens der Gesetzgebers, da keine optischen Veränderungen an der Verpackung ausgeführt werden.
Geeignet ist das Verfahren für alle gängigen Druckverfahren wie Offset, Flexo, Inkjet und Laser. Bisher dient Cryptoglyph vor allem der Verifizierung bezüglich der Authentizität eines Produkts. „Möglich sind aber natürlich auch Anwendungen im Bereich des Marketings“, kommentiert Kutter.
Der Fälschungsschutz: die Oberfläche
Während diese als Lösung bei Druckerzeugnissen zum Einsatz kommt, ist Alpvision Fingerprint für all die Applikationen gedacht, bei denen der Fälschungsschutz direkt über die Oberfläche des Produktes funktionieren soll. Im Verpackungsbereich können dies beispielsweise blasgeformte Flaschen oder auch Deckel sein.
Dabei werden keine Merkmale auf die Packung aufgebracht, stattdessen erfasst das System die natürlich im Produktionsprozess entstehenden mikroskopisch kleinen Unebenheiten der Oberfläche, die für jedes Produkt einzigartig sind und die deshalb als Wiedererkennungsmerkmal bei der Authentifizierung dienen. Für Anwender hat dies den Vorteil, dass sein Produktionsprozess an keiner Stelle geändert werden muss, sondern er lediglich ein Kamerasystem installiert.
„Alpvision Fingerprint eignet sich damit für alle Anwendungen mit einer matten beziehungsweise rauen Oberfläche, beispielsweise PET-Flaschen. Und da wir keine eigenen Merkmale aufbringen, sondern lediglich die natürlich auftretenden einzigartigen Oberflächen zwecks Wiedererkennung dokumentieren, fallen pro produzierter Einheit keine weiteren Kosten an. Darum kommt diese Technologie auch bei sehr niedrigpreisigen Produkten wie Trockenmittel-Tütchen zum Einsatz“, erklärt Kutter.
Kosten und Geschwindigkeit entscheiden
Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen „Welche Fälschungsschutz-Lösung passt zu wem?“: Die Antwort darauf ist laut Kutter weniger branchen- als vielmehr fallabhängig. „Mein Tipp an Anwender: Fangen Sie immer klein an und achten Sie dabei auf die Kosten der Implementierung. Ebenfalls entscheidend ist die Frage, ob die Lösung die Geschwindigkeit des Gesamtprozesses negativ beeinflusst. Denn eines ist klar: Der Fälschungsschutz darf am Ende keinen Flaschenhals in der Produktion darstellen.“
In den hier vorgestellten Fällen sind diese Anforderungen kein Problem. Denn bei beiden Lösungen müssen die Prozesse vom Anwender nicht verändert, sondern lediglich ergänzt werden.