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Die deutsche Pharmabranche will mit verschiedenen Maßnahmen die Arzneimittel-Versorgung hierzulande stärken. (Bild: Takeda Pharma)

Der Verband kritisiert in seiner Veröffentlichung dabei auch die Politik: „Das Problem ist weder neu, noch ist es überraschend. Es wird schon lange davor gewarnt, dass beispielsweise Antibiotika oder Schmerzmittel fehlen könnten“, sagte Han Steutel, Präsident des VFA. „Doch passiert ist fast nichts. Dass die Politik jetzt handelt, ist überfällig.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte Ende Dezember angekündigt, Rabatt- sowie Festbetragsregeln bei Medikamenten lockern und „zuverlässige europäische Hersteller“ bei Vertragsabschlüssen bevorzugen zu wollen.

Der Vorschlag einer zeitweisen Erhöhung der Erstattungsbeiträge für einzelne Medikamente stößt beim VFA dabei auf wenig Gegenliebe. „Was wir brauchen ist eine strukturelle und nachhaltige Lösung, um die Medikamentenversorgung von morgen in Deutschland zu sichern“, so Steutel. Das Papier des VFA geht daher deutlich über das Sofortprogramm der Bundesregierung hinaus.

Der Fünf-Punkte-Plan des VFA im Einzelnen:

  1. Transparenz der Bestände: Um überhaupt frühzeitig handlungsfähig zu sein, müsse Transparenz über die Lagerbestände und Warenströme von Arzneimitteln hergestellt werden, fordert der Verband. Nur wenn bekannt ist, wie lange Vorräte im Zweifel ausreichen, könne rechtzeitig gegengesteuert werden. Dabei helfen könne das bestehende System Securpharm. Damit wäre jederzeit ablesbar, wo welche Packung gerade gelagert wird - oder veräußert wurde.
  2. Stresstest für Lieferketten: Es brauche einen systematischen Stresstests für Lieferketten. Stelle sich bei einem solchen heraus, dass die Abhängigkeiten von einzelnen Standorten und Vorleistungsproduzenten oder Technologiezulieferern zu groß sind, müssten die Risiken minimiert werden. Dazu zähle insbesondere, dass Lieferverträge mit mehr als nur einem Arzneimittelhersteller geschlossen werden sollten oder zumindest honoriert wird, wenn ein Hersteller seine Lieferstrukturen gegen Störungen absichert.
  3. Strategische Bevorratung: Bei besonders kritischen Wirkstoffen könne eine strategische Bevorratung für Notfallsituationen die notwendige Zeit verschaffen, um anderweite Lösungen zu organisieren. Bestehende Regelungen sollten kritisch hinterfragt werden. Am Ende des Prozesses sollte eine Liste mit produktionsrelevanten Wirkstoffen sowie Vor- und Hilfsprodukten stehen, deren Lagerhaltung Unterbrechungen abfedern könnten.
  4. Reservekapazitäten erhöhen: Die Rückholung von Produktion nach Deutschland sei nicht zielführend, so der VFA. Vielmehr sollte die Attraktivität für Investitionen in international wettbewerbsfähige Produktionskapazitäten für innovative Arzneimittel verbessert werden. So könnten moderne und flexible Produktionsstätten am Standort Deutschland ausgebaut werden, um Reservekapazitäten für Krisenzeiten vorzuhalten.
  5. Souveränität der Unternehmen: Die Branche brauche weiterhin die Souveränität über die benötigten Technologien in der Arzneimittelentwicklung und deren Herstellung, betont der Verband. Würden nach den Generika auch die innovativen Arzneimittel vom Standort Europa verdrängt, dann komme zu möglichen Lieferschwierigkeiten obendrein die Abhängigkeit von anderen Regionen in der Entwicklung von Arzneimitteln und deren Produktion hinzu.

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