blau schwarze Darstellung einer Hand die aus dem Monitor eines Laptops kommt und sich in ein Werkzeug verwandelt

Unternehmen müssen die Balance zwischen Sicherheit und effektiver Fernwartung finden. (Bild: Ilya – stock.adobe.com)

Entscheider-Facts

  • Fernwartung reduziert Maschinenstillstände in der Lebensmittelproduktion.
  • Gleichzeitig erhöhen Cyberangriffe die Risiken für Hersteller und Lieferketten.
  • Sichere SaaS-Lösungen verbessern Schutz, Effizienz und Integration verschiedener Systeme.

Die Lebensmittelindustrie ist seit jeher ein stark umkämpfter Markt mit hohem Preisdruck. Das wirkt sich auch auf die Produktionslinien aus: Damit die Hersteller kostengünstig produzieren können, müssen sie kurze Durchlaufzeiten erzielen und ihre Maschinen rund um die Uhr auslasten. Um zusätzlich die Ausgaben in der Logistik gering zu halten, ist das Ziel, die fertige Ware nach einer möglichst kurzen Lagerzeit rasch auszuliefern. Im Umkehrschluss hat dann aber jeder Maschinenstillstand enorme Konsequenzen und kann eine ganze Lieferkette durcheinander bringen – und das hat in jedem Fall einen hohen Preis.

Bereits eine Stunde ungeplante Wartungszeit kann einen Hersteller 100.000 Euro und mehr kosten. Mit modernen Fernwartungsfunktionen haben Produktionsleiter ihre Anlagen schon lange ständig im Blick und können etwaige Probleme schnellstmöglich erkennen. So können die Verantwortlichen diese beheben, ohne immer direkt an der Maschine stehen zu müssen. Und die Technik entwickelt sich kontinuierlich weiter.

Insbesondere die Integration von Operational Technology (OT), Information Technology (IT) und dem Internet of Things (IoT) bietet Chancen für die gesamte Branche, bringt aber auch erhebliche Herausforderungen mit sich. Die Integration der Technologien ermöglicht es den Unternehmen, ihre Produktionsprozesse jederzeit und von überall aus zu überwachen und zu steuern.

Cybersicherheit wird oft hinten angestellt

Mit der fortschreitenden Digitalisierung im Produktionsumfeld steigt jedoch auch das Risiko von Cyberangriffen. Und gerade die Lebensmittelindustrie wird immer häufiger zum Ziel von Kriminellen. Denn obwohl auch die Lebensmittel-Versorgungskette zu den kritischen Infrastrukturen zählt und ein wichtiger Bestandteil der EU-Richtlinie NIS2 ist, wird die Cyber-sicherheit in diesem Bereich im Vergleich zu anderen Branchen wie dem Gesundheitswesen oder der Energieversorgung oft hinten angestellt.

So ergab 2020 eine Studie des Gesamtverbands der Versicherer, dass fast jedes vierte mittelständische Unternehmen (23 %) der Lebensmittelindustrie bereits Opfer einer erfolgreichen Cyberattacke geworden ist. Sechs Prozent waren sogar schon mehrfach betroffen. Im Falle eines Angriffs auf die IT-Struktur erleben die betroffenen Hersteller meist eines der folgenden Szenarien:

  • Malware und Ransomware: Produktionsanlagen können durch Schadsoftware lahmgelegt werden, was zu Produktionsausfällen und finanziellen Verlusten führen kann.
  • Datenmanipulation: Angreifer können versuchen, Produktionsdaten zu manipulieren, was die Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln beeinträchtigen kann. Dies kann beispielsweise Systeme zur Temperaturüberwachung oder zur Anpassung von Mischungen von Lebensmittel-Zusatzstoffen betreffen und weitreichende Folgen haben.
  • Zugriffskontrolle: Unbefugter Zugriff auf Produktionssysteme gefährdet die Integrität der Produktionsprozesse.

Doch welche Maßnahmen können Unternehmen ergreifen, um sich wirksam vor solchen Angriffen zu schützen?

Arbeiter hantierend vor einer Maschine
Jeder Maschinenstillstand hat Konsequenzen und kann eine ganze Lieferkette durcheinanderbringen. (Bild: franco lucato – stock.adobe.com)

Digitale Sicherheit ist heute „Chefsache“

Während das Thema Cybersecurity in der Vergangenheit vor allem auf der Agenda der IT-Abteilung stand, hat inzwischen ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Die digitale Sicherheit eines Unternehmens ist heute „Chefsache“ und ein strategisches Thema, das auf höchster Ebene eine zentrale Rolle in der strategischen Planung der Lebensmittelhersteller und ihrer Zulieferer spielt. Insbesondere bei der Fernwartung von Maschinen und Anlagen besteht erheblicher Handlungsbedarf. Hier sind einige typische Szenarien, welche die Verantwortlichen häufig vor Herausforderungen stellen, wenn sie ihre Anlagen gegen Cyberattacken absichern wollen:

Vielfältige Fernwartungsgeschichte: In vielen Unternehmen wurden modem-basierte Fernwartungslösungen durch internetbasierte Systeme abgelöst und kontinuierlich erweitert. Dies führt dazu, dass Lebensmittelhersteller teilweise verschiedene Generationen von Fernwartungslösungen parallel einsetzen.

  • Neue gesetzliche Vorgaben: Vorschriften wie das IT-Sicherheitsgesetz, der EU Data Act, NIS-2, der europäische Cyber Resilience Act (CRA), die Kritis-Verordnung und internationale Standards, wie IEC 62443, verändern das Sicherheitsbewusstsein – auch bei Unternehmen, die nicht zur kritischen Infrastruktur gehören.
  • Anforderungen von Industrieversicherern und Wirtschaftsprüfern: Bei großen Unternehmenskunden prüfen Industrieversicherer und Wirtschaftsprüfer die Fernwartungszugriffe von Zulieferern sehr genau und bewerten diese zunehmend kritisch. Dies führt oft zu zusätzlichen Anforderungen zur Risikominimierung wie Zwei-Faktor-Authentifizierung, umfassendes Audit-Logging oder abschaltbare Zugänge. Um die Produktionsinfrastruktur an moderne Sicherheitsanforderungen anzupassen, reichen herkömmliche Standardlösungen dann oft nicht mehr aus.

Im schlimmsten Fall müssen Unternehmen für jede Maschine unterschiedliche Zugriffstechnologien mit oft spezifischen Konfigurationen verwalten und betreiben. Dies erhöht den Aufwand, schafft zusätzliche Risiken und verringert die Effizienz – eine komplexe Herausforderung für Service- und IT-Leiter.

Arbeiter vor Flaschen mit Notebook in der Hand
Mit modernen Fernwartungsfunktionen haben Produktionsleiter ihre Anlagen ständig im Blick. (Bild: metamorworks – stock.adobe.com)

Balanceakt zwischen Sicherheit und  Fernwartung

Wie lässt sich die Balance zwischen Sicherheit und effektiver Fernwartung finden? Eine mögliche Antwort auf diese Herausforderungen sind spezialisierte Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS), die genau auf die Sicherheitsbedürfnisse und den Integrationsbedarf von Industrieunternehmen zugeschnitten sind. Diese ganzheitlichen Sicherheitslösungen erfüllen die Anforderungen an eine sichere Konnektivität für die Fernwartung und andere Remote Services.

So können Anwender heterogene Konnektivitätstechnologien wie VPN nahtlos in eine leistungsfähige Fernwartungslösung integrieren und die kritischen Sicherheits- und Betriebsanforderungen in diesem speziellen Bereich adressieren. Doch was muss eine solche Lösung leisten können, um für einen Lebensmittelhersteller einen echten Mehrwert zu bieten? Im Wesentlichen geht es um die folgenden Aspekte:

  • Ganzheitliche Sicherheitsarchitektur: Die Basis bildet eine End-to-end-Sicherheitsarchitektur, die speziell auf den Schutz von OT-Infrastrukturen vor externen und internen Bedrohungen ausgelegt ist. Moderne Verschlüsselungstechniken, Multi-Faktor-Authentifizierung und kontinuierliche Bedrohungsüberwachung tragen zu einem umfassenden Schutz der Datenübertragung und Systemintegrität bei.
  • Effizienter Betrieb: Zentrale Sicherheits- und Netzwerk-Managementfunktionen verbessern den Betrieb und reduzieren den Bedarf an administrativem Personal. Eine Cloud-basierte Lösung bietet Flexibilität und Skalierbarkeit, so dass Unternehmen ihre Ressourcen effektiver nutzen und schnell auf veränderte Anforderungen reagieren können.
  • Herstellerunabhängige Integration: Geeignete SaaS-Lösungen zeichnen sich durch ihre Integrationsfähigkeit aus. Sie ermöglichen, mit einer Vielzahl von Produkten und Systemen unterschiedlicher Hersteller zu interagieren. Bestimmte SaaS-Lösungen können zudem heterogene Zugriffstechnologien in eine umfassende Fernwartungslösung integrieren und damit die beschriebenen Herausforderungen für Maschinen- und Anlagenbauer sowie deren Kunden lösen. Dies unterstützt nicht nur die Integration in bestehende industrielle Umgebungen, sondern schützt auch bestehende Investitionen.
  • Spezialisierung auf industrielle Fernwartung: Durch den Einsatz spezialisierter SaaS-Lösungen für die Fernwartung kann Fachpersonal Wartungs- und Diagnoseaufgaben auch in komplexen Umgebungen und bei einer Vielzahl von Maschinen und Anlagen effizient und sicher aus der Ferne durchführen. Dies verbessert die Reaktionszeiten bei Problemen, reduziert Vor-Ort-Einsätze und spart Kosten, was wiederum die Betriebseffizienz steigert.

Fazit: Die Lebensmittelindustrie wird auch in Zukunft immer wieder Cyberattacken ausgesetzt sein – umso wichtiger ist es daher, auch den Bereich der Fernwartung sicher aufzustellen. SaaS-Lösungen können dabei eine zukunftsweisende Antwort auf die komplexen Sicherheits- und Betriebsanforderungen von Industrieunternehmen im Bereich der OT-Infrastrukturen sein. Mit ihrer ganzheitlichen Sicherheitsarchitektur, dem effizienten Betrieb und der herstellerunabhängigen Integration setzen sie neue Maßstäbe für die sichere industrielle Konnektivität und Fernwartung. Unternehmen, die eine solche Lösung integrieren, können ihre Sicherheitslage verbessern, während sie gleichzeitig operative Exzellenz und Flexibilität in ihrer Produktion sicherstellen.

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