Die Brauerei Jindabyne Brewing hat ihren Sitz in der kleinen Ortschaft Jindabyne im australischen Bundesstaat New South Wales. Der Eigentümer Karl Veiss war zunächst Hobbybrauer, bis er schließlich 2015 ein Geschäft daraus machte. Heute ist das Unternehmen als regionales Brauhaus erfolgreich etabliert und erwirtschaftet 80 % des Umsatzes in seiner Umgebung. Anders als bei den meisten Craft-Brauereien werden hauptsächlich Lagerbiere produziert, drei Biere aus dem Kernsortiment sind Lager. Das Wachstum des Brauhauses machte eine professionelle Brauereiausrüstung erforderlich. Zur Bierklärung wurde dabei bis vor Kurzem ein in die Jahre gekommener und zunehmend reparaturanfälliger Massefilter genutzt. Damit sollte nun Schluss sein.
Separationsverfahren für die Bierklärung
Ein erfahrener Brauereimitarbeiter empfahl seinem Chef den Einsatz einer Zentrifuge, weil das Separationsverfahren Bierverluste reduzieren könnte. Auf der Messe Brewcon in Melbourne entdeckte Besitzer und Chefbrauer Karl Veiss dann 2019 die Bierzentrifuge Brew 20 des Herstellers Alfa Laval. Diese wurde speziell für Kleinbrauereien entwickelt. Mit einer Arbeitsleistung von 4 bis 15 hl/h ist die Zentrifuge einsetzbar für die Vorklärung, die Jungbier-Klärung, die Klärung der heißen Bierwürze und die Bierrückgewinnung. Im Gegensatz zu Downstream-Filtrationslösungen lassen sich Hefe, Hopfen und andere Feststoffe heraustrennen, ohne dass dabei die Hopfenöle und -aromen verloren gehen. Das Trübungsmesssystem und die Funktion zur Einstellung der Geschwindigkeit ermöglichen die Herstellung klarer sowie trüber Biere. Die Zentrifuge hat einen zeitgesteuerten Austrag der Feststoffe mit definierten Teilentladungen. Dieses selbstauslösende Smart-Eject-System ermöglicht einen hohen Gehalt an Trockensubstanz in den Feststoffen und verringert den Produktverlust. Eine axiale hermetische Dichtung reduziert die Aufnahme von gelöstem Sauerstoff auf unter 10 ppb. Anders als bei herkömmlich hydrothermischen Dichtungen benötigt die Zentrifuge kein CO2 und kein entgastes Wasser.
Die Bierzentrifuge besteht aus einem Separator, einer Wegetechnik mit Ventilen sowie einem Schaltschrank. Alle Komponenten sind auf einem Plug-and-Play-Rahmen montiert. Die Kontaktflächen der Produktflüssigkeit sind hygienefreundlich aus Edelstahl gefertigt. Sämtliche Dichtungen mit Produktkontakt bestehen aus FDA-zugelassenem Material und entsprechen den europäischen Lebensmittelbestimmungen gemäß EC1935/ 2004. Das Separationssystem ist für eine vollautomatische CIP-Reinigung konstruiert.
Schnelles Abkühlen des Bieres
Karl Veiss berichtet von der reibungslosen Installation und Einrichtung der Zentrifuge durch einen Alfa-Laval-Techniker. „Als zwei Chargen durchgelaufen waren, gab es noch einige Anpassungen am Puffer. Schon nach 2,5 Wochen Betrieb brachte die Zentrifuge die zugesagte Leistung und machte sich schnell bezahlt.“ Die Bedienung ist einfach. Hat man einmal das Volumen und die Durchflussrate eingestellt, ist die Zentrifuge im Grunde einsetzbar und läuft automatisch. Beim zuvor genutzten Massefilter habe man den Betrieb immer sehr genau überwachen müssen, berichtet Karl Veiss, zumal die Gärtanks keinen Absetzraum haben und die Feststoffe daher aufrühren und die Charge verderben können. Wenn der Massefilter verstopfte, was häufig der Fall war, habe es einen ganzen Tag gedauert, bis die Produktion wieder aufgenommen werden konnte. Das stellte Jindabyne Brewing insbesondere während der viermonatigen Hochsaison im Winter vor Probleme. „Außerdem hatten wir keine Zeit, das Bier für die Klärung abzukühlen, und so schütteten wir die Restmengen einfach weg, um mit der Nachfrage Schritt zu halten.“ Mit der neuen Zentrifuge muss der Braumeister das nicht mehr tun, weil sie das Bier schneller kühlt.
Bierverlust um Dreiviertel reduziert
Jindabyne Brewing hat zwei Tanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1.200 l. Durch den Einsatz der Zentrifuge konnte die Brauerei den Ertrag um durchschnittlich 10 % pro Charge erhöhen. „Manchmal gewinnen wuir 15 oder sogar 18 % zurück“, berichtet Karl Veiss. Weil das Bier einen hohen Feststoffgehalt hat, ließen sich mit dem Massefilter bei einem 24-Hektoliter-Durchgang nur 20 hl zurückgewinnen. Mit der neuen Zentrifuge gehen lediglich 100 l von einer 2.550-Liter-Charge verloren. Das bedeutet eine erhebliche Verringerung des Bierverlusts von 16 auf 4 % und schlägt sich direkt in einer höheren Rentabilität nieder. Die Brauerei verfügt über keinen weiteren Tank, sodass die einzige Möglichkeit zur Produktionssteigerung darin besteht, mehr Bier aus der Hefe zurückzugewinnen. Außerdem kann die Brauerei so Abfall vermeiden und umweltfreundlicher produzieren.
Entscheider-Facts
- Die einzige Möglichkeit zur Produktionssteigerung bestand für eine australische Craft-Brauerei darin, mehr Bier aus der Hefe zurückzugewinnen.
- Um dies zu erreichen, stellte sie von einem Massefilter auf eine moderne Bierzentrifuge um.
- Im Ergebnis konnte der Ertrag pro Charge um 10 % gesteigert werden.