Ausbau des Krebstherapie-Portfolios

Biontech schließt Übernahme von Curevac ab

Fusion deutscher Biotech-Größen: Biontech aus Mainz hat den direkten Konkurrenten Curevac aus Tübingen übernommen und will damit seine Kompetenzen in mRNA-Technologie für Krebstherapien erweitern.

Mensch in Schutzkleidung im Labor an Apparatur
Der Umsatz mit Covid-Impfstoff schwindet bei Biontech, als neues Geschäftsfeld baut das Unternehmen die Krebstherapie aus. Fachwissen des einstigen Rivalen Curevac soll nun dabei helfen.

Update vom 19.12.2025: Biontech hat die Übernahme des Tübinger Biotech -Unternehmens Curevac abgeschlossen; die Nachangebotsfrist des Umtauschangebots für alle ausstehenden Aktien sind abgelaufen. Mit dem Kauf beabsichtigt das Mainzer Unternehmen, seine Fähigkeiten und unternehmenseigene Technologien in den Bereichen mRNA-Design, Verabreichungsformulierungen und mRNA-Herstellung weiter zu ergänzen. Zudem will es damit seine Onkologie-Strategie ausbauen, die sich auf zwei tumorübergreifende Programme fokussiert: mRNA-basierte Krebsimmuntherapie-Kandidaten und Pumitamig (BNT327), ein gegen PD-L1 und VEGF-A gerichteter bispezifischer Antikörperkandidat, der gemeinsam mit Bristol Myers Squibb entwickelt wird.

Nach Abschluss der Übernahme werden Prof. Dr. Ugur Sahin, Dr. Sierk Poetting und Ramón Zapata-Gomez den Vorstand des Tübinger Biotech-Unternehmens bilden, da die bisherigen Mitglieder des Vorstands freiwillig von ihren Ämtern zurückgetreten sind. Das Tübinger Unternehmen wird die bestehenden organisatorischen Prozesse beibehalten, um eine nahtlose Weiterführung seines Geschäftsbetriebs zu ermöglichen, während das Mainzer Unternehmen die strategischen, operativen und wissenschaftlichen Analysen abschließen wird, die notwendig sind, um die künftige Organisations- und Portfolio-Struktur zu definieren.

Ursprüngliche Meldung vom 13.06.2025: Beide Unternehmen gaben die beabsichtigte Übernahme überraschend am 12.06.2025 bekannt. Der Deal soll laut tagesschau.de ein Volumen von rund 1,25 Mrd. US-Dollar bzw. 1,08 Mrd. Euro erreichen und über einen Aktientausch finanziert werden. Mit 5,46 Dollar pro Curevac-Aktie liegt die Bewertung gut ein Drittel über dem letzten Schlusskurs. Vorstände und Aufsichtsräte beider Unternehmen haben der Übernahme bereits zugestimmt, die üblichen behördlichen Genehmigungen stehen noch aus. Die Bundesregierung ist seit 2020 mit 13 % an Curevac beteiligt, das Wirtschaftsministerium hat aber ebenfalls keine grundsätzlichen Einwände mitgeteilt.

Die Namen beider Unternehmen waren während der Corona-Pandemie im Wettlauf um einen Covid-Impfstoff auch der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden. Der mRNA-Impfstoff von Biontech und Pfizer wurde der erste zugelassene Covid-19-Impfstoff, der Impfstoff-Kandidat von Curevac erfüllte dagegen nicht die Erwartungen der Entwickler. Zwar war das Unternehmen an Pandemievorsorge-Verträgen mit der Bundesregierung beteiligt, musste aber im Jahr 2024 Stellen abbauen.

Biontech hatte mit schwindenden Umsätzen durch sinkende Nachfrage bei seinem Covid-Impfstoff zu kämpfen, und baut seitdem die Krebstherapie als Geschäftsbereich aus. Mit der jetzigen Übernahme will das Unternehmen diesen Forschungsschwerpunkt zu Immuntherapien gegen Krebs ausbauen. Curevac verfügt wie Biontech über weitreichende Erfahrung mit mRNA-Technologie. "Seit über zwei Jahrzehnten verfolgen beide Unternehmen ähnliche Ziele und sind dabei oft Herausforderungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln angegangen“, beschrieb sagte der Vorstandschef von Curevac, Alexander Zehnder. Diese unterschiedlichen Ansätze sollen nun zusammengeführt werden.

Zuletzt hatte Biontech mit dem Wirkstoff-Kandidaten BNT327 Aufmerksamkeit erregt, den das Unternehmen durch die Übernahme von Biotheus in sein Portfolio gebracht hatte. Der sogenannte bispezifische Antikörper soll die Behandlung verschiedener Arten von Lungenkrebs voranbringen.